ALL AROUND
Bahnbrechende Technik
für alle Baugründe
Mit bahnbrechender Technologie
made
in Germany.
Autor: Adrian Greeman
Fotografie:
Ming Thein
________________ Ein großer Schritt zur Verbesserung der Verkehrsprobleme in Malaysias Hauptstadt mit ihren ca. 7 Millionen Einwohnern ist das neue Klang Valley Mass Rapid Transit (KVMRT) System. Für den Bau der anspruchsvollen unterirdischen Abschnitte mitten durch das Herz der Metropole gehen auch sechs neu entwickelte Variable-Density-TBM von Herrenknecht an den Start.
Auf dem internationalen Flughafen von Malaysia ist man im 21. Jahrhundert angekommen. Der Terminal mit seinen Gewölben kann den Vergleich mit jedem anderen modernen Flugknoten aufnehmen. Die Bahnverbindung von dort zu den Wolkenkratzern in Malaysias Hauptstadt dauert gerade einmal 50 Minuten. Sie führt durch mit neuen Stadtquartieren durchsetzte Palmölplantagen. Die zahlreichen, sich aneinanderreihenden Hochhausblocks beherbergen die schnell wachsende Bevölkerung.
Alltag auf den Straßen von Kuala Lumpur. Die 1,6 Millionen Einwohner müssen zu Stoßzeiten lange Wartezeiten auf ihrem Weg durch das Zentrum von Malaysias Hauptstadt einrechnen.
________________ Sobald man im belebten Zentrum angekommen ist, wird die Fortbewegung schwieriger. In den letzten Jahrzehnten sind eine eingleisige Triebwagenbahn sowie zwei S-Bahnlinien entstanden. Der Hauptverkehr verläuft jedoch über das Straßennetz, welches zwar weitläufig ist, zu Stoßzeiten aber hoffnungslos verstopft sein kann. Die meisten Menschen, die sich in den Einkaufszentren des „Golden Triangle“ drängen oder unter den monsunfesten Regenmarkisen sitzen, welche sich über die zahlreichen Straßenrestaurants mit ihrem Angebot an leckeren Speisen von Malaysisch und Chinesisch über Thai und Indisch spannen, werden sich für ihren Heimweg in ein Auto setzen.
Marcus Karakashian, Project Director bei dem neu gegründeten Unternehmen Mass Rapid Transit Corporation (MRT), berichtet uns, dass sich ein gut ausgebautes Netz von meist gebührenpflichtigen Stadtautobahnen über 70 Kilometer von „Greater Kuala Lumpur“ spannt. Es ist mit der Stadt gewachsen. Gefördert durch die Entwicklung einer eigenen Automobilindustrie, dem Unternehmen Proton, ist der Anteil der Autobesitzer jedoch hoch. Und so müssen die Bewohner während der Hauptverkehrszeiten lange Wartezeiten hinnehmen.
Bis 2020 soll Kuala Lumpur zu den 20 lebenswertesten Städten der Welt gehören.
„Insbesondere seit der Unabhängigkeit 1957 ist die Bevölkerung der Stadt enorm angewachsen.“
Marcus Karakashian, Project Director MRT
________________ Karakashian überwacht
den Bau eines neuen öffentlichen Transportsystems, das Abhilfe schaffen
soll. Im Büro der MRT Corporation, einem von der Regierung als
Auftraggeber für das Projekt gegründeten Unternehmen, zeichnet er die
Form der Stadt an eine weiße Tafel. „Insbesondere seit der
Unabhängigkeit 1957 ist die Bevölkerung der Stadt enorm angewachsen“,
erklärt er. Kuala Lumpur erstreckt sich über eine Fläche von 243
Quadratkilometern und die Bevölkerungsanzahl wurde im Jahr 2012 auf 1,6
Millionen geschätzt. Im gesamten Ballungsraum leben sogar ca. 7
Millionen Menschen. „In einigen Jahren könnten sich die Verkehrsprobleme
der Stadt noch weiter verschärft haben“, befürchtet Karakashian. Dass es
jetzt schon nahezu unmöglich ist, einen Parkplatz im Zentrum zu finden,
haben wir auf unserem Weg zu den Büros der MRT Corporation selbst
feststellen können.
„Es ist nicht gut für eine moderne Stadt,
wenn die Leute nicht mobil sind“, bemerkt er. Und es passt auch nicht zu
den Bestrebungen der Stadt, eine der Top-Städte und Geschäftsadressen
weltweit zu werden und bis 2020 auf die Liste der 20 „lebenswertesten
Städte“ zu gelangen. Die heftigen, saisonalen Monsunregen verschlimmern
die Situation noch. „Wenn die Wetterlage ungünstig ist, wird alles noch
schwieriger“, erklärt uns Karakashian. Und so wurde die vom
Großauftragnehmer MMC-Gamuda 2010 entwickelte und der Regierung
vorgeschlagene Verkehrsneuplanung gerne aufgegriffen.
Drei Metrolinien sollen später für reibungslosen Verkehr in der Stadt sorgen. Als erste wird von Westen nach Osten die Blaue Linie gebaut.
„Zwei Linien verlaufen durch die Stadt und eine dritte Ringlinie verbindet sie mit den existierenden Lokalbahnen.“
Satpal Bhogal, Project Director MMC-Gamuda
________________ „Das Gesamtkonzept
umfasst drei Linien. Zwei verlaufen von Nordwesten nach Südosten durch
die Stadt und eine dritte Ringlinie verbindet sie mit den existierenden
Lokalbahnen“, sagt Satpal Bhogal, während er in seinem geräumigen Büro
am Projekthauptsitz des Auftragnehmers in einem der neuen Büro- und
Einzelhandelskomplexe am südlichen Rand des Stadtzentrums sitzt. Bhogal
ist Project Director für den Joint-Venture-Auftragnehmer MMC-Gamuda und
für den zentralen Tunnelbauabschnitt des Projekts verantwortlich. „Bis
jetzt hat die Regierung die erste Linie, die von Sungai-Buloh nach
Kajang im Süden führt, genehmigt“, erklärt er. Der Startschuss fiel im
Juli 2011. Die Entscheidungen über die zweite und dritte Linie stehen
noch aus.
Die erste Linie hat von Nordosten bis Südwesten eine
Gesamtlänge von 51 Kilometern. Ein großer Teil verläuft über ein Viadukt
entlang des Klang Valley, die ausgedehnteste Zone städtischer
Zersiedlung der wachsenden Stadt. Es gibt jedoch auch einen schwierigen
unterirdischen Bauabschnitt durch die Innenstadt, der am Hauptbahnhof,
durch das Geschäftsviertel mit den berühmten Petronas Twin Towers und
das belebte Golden Triangle verläuft. Eine der großen Herausforderungen
für das Projekt ist der Bukit Bintang U-Bahnhof, der in die engen Gassen
mit ihren Läden, Lebensmittelständen und Bars hineingebaut werden muss.
Oben: Satpal Bhogal, Project Director für den Joint-Venture-Auftragnehmer MMC-Gamuda.
Unten: KVMRT schafft neue Verbindungen für Kuala Lumpur und entlastet das strapazierte Straßennetz der Stadt.
________________ MMC-Gamuda, ein in
Malaysia gut aufgestelltes Unternehmen, hat im Rahmen des Gesamtprojekts
zwei Rollen übernommen. Das Unternehmen wurde von der Regierung als
spezieller „Project Delivery Partner“ (PDP) ins Team geholt, um
gemeinsam mit der MRT Corporation die Bauleitung der gesamten Linie zu
überwachen. Darunter fällt vor allen Dingen das Hochbahnviadukt,
einschließlich der zirka 24 Hochbahnhöfe, die der PDP in einer Reihe von
Auftragspaketen vergeben hat. Sie werden derzeit von verschiedenen
Auftragnehmern umgesetzt.
„Tatsächlich war MMC-Gamuda aber an
dem 9,5 Kilometer langen, zentralen Tunnelbauabschnitt mit seinen 7
U-Bahnhöfen interessiert“, so Karakashian. Dieser Tunnelbauabschnitt
wurde als ein einziger Konstruktions- und Bauauftrag an MMC-Gamuda
vergeben und ist vielleicht Malaysias größter, aber auch weltweit kein
kleiner Einzelauftrag. „Es gab eine offene internationale Ausschreibung,
und die Regierung ermöglichte dem Unternehmen daran teilzunehmen“, führt
Karakashian aus. „Sie haben den Zuschlag über einen Betrag von 8,28
Milliarden MYR (1,85 Milliarden EUR) auf Grund ihrer technischen
Kompetenz erhalten und natürlich auch, weil sie das günstigste Angebot
gemacht haben.“ Als wichtigste Berater sind Mott MacDonald und Aecom im
Joint Venture vertreten. Bei diesem wichtigen Auftragspaket übernimmt
MMC-Gamuda natürlich nicht die PDP-Rolle, hier überwacht der
Auftraggeber MRT Corporation unmittelbar die Ausführung.
Herrenknecht liefert für MMC-Gamuda maßgeschneiderte Tunnelvortriebstechnik nach Kuala Lumpur.
________________ Die Tunnelstrecke
verläuft mitten durch das geschäftige Herz der Stadt. Die
Doppelröhrentunnel und U-Bahnhöfe sind die größte Herausforderung des
gesamten MRT-Projekts. MMC-Gamuda fühlte sich ihr auf Grund vorhandener
Erfahrungen aus vergangenen Projekten gewachsen und nahm sie gerne
an.
Es gibt drei Baugründe in der Stadt, harte Granitfelsen, eine weichere gemischte Geologie, die man als Kenny Hill Formation bezeichnet, und Kalksteinzonen. Durch die letzten beiden verläuft die U-Bahnlinie. „Die Kenny Hill Formation besteht aus relativ gut durchmischtem weichem Tunnelbaugrund, aber der Kalkstein an der östlichen Seite ist stark verkarstet und weist eine Vielzahl von Rissen, Kavernen, gefüllten Karsthöhlen und unvermittelten Hohlräumen auf“, erklärt uns Bhogal. Abrupte Absenkungen im Fels sind an der Tagesordnung.
Es gibt kaum schwierigere Geologien für eine TBM. Und genau hier sollte das neue „Variable-Density-Konzept“ von Herrenknecht seine Überlegenheit unter Beweis stellen. Die ersten 1.100 Meter Vortrieb sind gerade bewältigt und sechs der neu konzipierten TBM stehen vor Ort für das Projekt zur Verfügung.
„Verkarsteter Kalkstein ist nahezu der schwierigste Baugrund, den man als Tunnelbauer vorfinden kann.“
Gusztáv Klados, Project Manager MMC-Gamuda
Oben: Das Schneidrad der Variable-Density-TBM ist für den Abbau der verschiedenen Baugründe mit Schneidrollen und Schälmessern bestückt.
Unten: Gusztáv Klados, Project Manager bei MMC-Gamuda und damit wichtigster Mann für die Tunnelbauarbeiten.
________________ Der geborene Ungar Gusztáv Klados ist ein erfahrener Tunnelbauingenieur. Mit seiner imposanten Erscheinung und seinem beredten Fachwissen ist er der Tunnelbaugemeinschaft wohlbekannt. Er war bei zahlreichen Projekten dabei, angefangen vom Kanaltunnel über die Budapester U-Bahn bis zu vielen Projekten in Südostasien. Nun ist er als Project Manager und damit wichtigster Mann für die Tunnelbauarbeiten zurück in Kuala Lumpur.
Vor einem der Cafés im schattigen Innenhof des Bürokomplexes, in dem auch MMC-Gamuda seine Geschäftsräume hat, spricht er mit uns über die Herausforderungen. „Verkarsteter Kalkstein ist nahezu der schwierigste Baugrund, den man als Tunnelbauer vorfinden kann“, führt er aus. Er wird es wissen, denn er war bereits bei Kuala Lumpurs erstem Großprojekt in diesen Baugrund mit von der Partie, dem legendären 2007 fertig gestellten SMART-Tunnel. Das außergewöhnliche Vorhaben eines einzigartigen kombinierten Monsun-Hochwasser-Tunnels, der bei trockenen Wetterbedingungen als Entlastungsstraße dient, wurde von MMC-Gamuda erfolgreich mit zwei gigantischen Herrenknecht-Mixschilden mit einem Durchmesser von jeweils 13,8 Metern umgesetzt. Dabei traten jedoch auch Probleme auf, einschließlich einiger Setzungen und Beschädigungen an Gebäuden.
Die Schwierigkeit ist, dass der Fels mit Hohlräumen durchzogen ist, die leer oder mit weichem fließendem Boden und Wasser gefüllt sein können. Hinzu kommt, dass viele dieser Hohlräume miteinander verbunden sind. „Sie können sich über mehr als einen Kilometer erstrecken und ein Höhlensystem bilden, von dem jeder Höhlenforscher träumen würde“, erklärt Klados. Aber auch die alten Bleiminenanlagen haben in Kuala Lumpur ihre Spuren hinterlassen, das heißt, es gibt etliche Zonen, die mit altem Minenabraum verfüllt sind, der nicht standfest ist. Das bedeutet, dass der Vortrieb nicht nur plötzlich in Druckwasser oder weichen Abraum führen kann, sondern dass Setzungen aus solchen Zuströmen weit entfernt von der Tunnelstrecke an die Oberfläche treten können.
Alle Komponenten wurden mit Hilfe eines Kranes in den gut 30 Meter tiefen Startschacht abgelassen.
„Die dichtere Suspension fließt im Gegensatz zu normalem Bentonit nicht einfach in einen Hohlraum ab.“
Gusztáv Klados, Project Manager MMC-Gamuda
________________ Beim Einsatz von
Herrenknecht-Mixschilden für das SMART-Projekt wurden die
Herausforderungen besonders deutlich. Das flüssigkeitsgestützte
Verfahren ermöglicht eine präzise Ortbruststützung über ein automatisch
geregeltes Luftpolster. Wenn jedoch unvermittelt Hohlräume auftraten,
konnte die Bentonit-Mischung unaufhaltsam abfließen. Diese
Herausforderung hat den Auftragnehmer auf neue Ideen gebracht, wie man
mit solchen Baugründen verfahren kann. In einem ersten Schritt wurden
umfassende Bodenanalysen entlang der Streckenführung vorgenommen, um
Hohlräume und Risse zu lokalisieren und sie soweit als möglich mit
Mörtel abzudichten. „Manche Hohlräume haben bis zu 60 Kubikmeter Mörtel
geschluckt“, sagt Klados, „und andere findet man erst gar nicht.“
Als Schlussfolgerung kam das Team auf die Idee, zum Ausgleich
der Grundwasser- und Erddrücke an der Ortsbrust eine dichtere
Bohrspülung zu verwenden. Zurück in seinem Büro skizziert Klados schnell
ein Diagramm, das den Druckanstieg bei dick- und dünnflüssiger
Suspension verdeutlicht. Wenn man die Kurve für normales Bentonit
extrapoliert, sieht man, dass sie die Oberflächenlinie schneidet,
während dies bei der steilen Kurve für dichteres Material nicht der Fall
ist. „Das bedeutet, die Suspension kommt nicht an die Oberfläche“,
erklärt er stolz, „im Gegensatz zu einer normalen Bentonit-Mischung
fließt sie auch nicht einfach in einen Hohlraum ab.“
Oben: Die speziell für die Variable-Density-TBM entwickelte dichte Suspension lagert in separaten Bentonittanks.
Unten: Der Vortriebsfortschritt wird während des gesamten Prozesses überwacht und aufgezeichnet.
________________ MMC-Gamuda bat
Herrenknecht, die Idee umzusetzen. Die Aufgabe für das Unternehmen
bestand einerseits darin herauszufinden, wie man ohne übermäßige Kosten
eine dickflüssigere und dichtere Bohrspülung herstellt, und andererseits
ein Verfahren zu entwickeln, wie man damit auf einer TBM arbeiten kann.
Nach umfangreichen Entwicklungsphasen und gemeinsam mit Universitäten
wie Bochum durchgeführten Forschungsarbeiten kam man zu dem Ergebnis,
eine mit Kalksteinstaub verdickte Bohrspülung einzusetzen.
Für
den Einsatz dieser dickflüssigen und dichten Suspension mussten
konstruktive Änderungen vorgenommen werden. Für die verdickte Suspension
benötigt man beispielsweise eine Betonpumpe statt einer normalen Pumpe.
Die dickflüssige Bohrspülung durchfließt die Abbaukammer nicht einfach,
um den Abraum zurück an die Oberfläche zu transportieren. Zur
Materialförderung muss die TBM daher sowohl die Eigenschaften eines
EPB-Schildes als auch die eines flüssigkeitsgestützten Schildes
miteinander kombinieren. Wie bei einem Mixschild wird über einen
normalen Slurry-Kreislauf die Ortsbrust mit Hilfe eines kompressiblen
Luftpolsters gestützt.
Mit einer zusätzlichen Rohrleitung wird
nun die dickflüssige Bohrspülung eingeleitet, um die Suspension an der
Ortsbrust einzudicken. Die Menge des hinzugefügten Materials variiert je
nach geologischen Bedingungen. Dieser verdickte Erdbrei kann jedoch
nicht einfach mittels einer Förderleitung aus der Abbaukammer abgesaugt
werden. Daher wird wie bei einem EPB-Schild eine Förderschnecke
eingesetzt. Diese wirft den verdickten Abraum jedoch nicht auf ein
Förderband ab, sondern führt ihn in eine spezielle „Slurryfier Box“.
Diese besteht aus einer Crusher Box zum Zerkleinern größerer Felsbrocken
und aus einer Mischeinheit, die den Erdbrei mit dünnflüssiger, normaler
Bohrspülung vermengt.
Mit dieser verdünnten Suspension kann
die Maschine wieder im normalen Flüssigkeitsmodus arbeiten. Die
Bohrspülung und der Abraum werden über Rohrleitungen an die Oberfläche
gepumpt, wo das Bodenmaterial in einer Separationsanlage herausgefiltert
wird.
Auf dem Nachläufer sind hydraulische Rohrleitungen und ein Förderband installiert. Das ermöglicht den Wechsel des Betriebsmodus ohne größere Umbauten am Nachläufer.
________________ Ein zusätzlicher
Vorteil dieser Konfiguration besteht darin, dass die TBM durch einen
Wechsel von Flüssig- auf Bandförderung direkt im Tunnel schnell in einen
normalen EPB-Schild umgebaut werden kann. Der Nachläufer ist genau
für diesen Zweck auf der gesamten Länge mit einem Förderband
ausgestattet. Eine kurze Bandverlängerung am Kopf des Nachläufers wird
erst dann ausgefahren, wenn der Umbau zum EPB-Schild stattfindet.
Für das Projekt in Kuala Lumpur betreibt MMC-Gamuda zur Zeit
fünf dieser Maschinen und eine weitere steht als Reserve zur Verfügung.
Das Unternehmen setzt außerdem zwei konventionelle Erddruckschilde von
Herrenknecht sowie zwei weitere EPB-Schilde für Vortriebsarbeiten in der
Kenny Hill Formation ein. Die TBM für den Vortrieb der einspurigen
Tunnel haben jeweils einen Durchmesser von 6,62 Metern.
„Zwei TBM sind in Richtung Norden und zwei in Richtung Süden unterwegs – und sie haben gute Arbeit geleistet.“
Gusztáv Klados, Project Manager MMC-Gamuda
Teilabschnitte der einspurigen Tunnel mit einem Durchmesser von jeweils 6,62 m sind bereits fertiggestellt.
________________ Die Mehrzahl der
Variable-Density-TBM hat ihre Arbeit aufgenommen: Vier Maschinen sind in
der Station Cochrane im südlichen Abschnitt der Tunnelstrecke gestartet.
Ähnlich wie bei mehreren anderen Bahnhöfen in der Kalksteinzone handelt
es sich hier um einen Aushub in mehr als 30 Metern Tiefe, gestützt
von Pfahlwänden im oberen Bereich. Diese wurden durch die Überdeckung
getrieben, im darunter liegenden Kalkstein wurde das Drill &
Blast-Verfahren angewendet. Der Bahnhof ist die Hauptbasis des
Auftragnehmers, der dort in der Nähe ein großes, gut ausgestattetes Work
Camp, Büros sowie eine große Separationsanlage für die vier Maschinen
unterhält. In einer Reihe großer Silos wird die speziell mit Kalkstein
angereicherte Bentonit-Suspension vorgehalten.
„Zwei TBM sind
in Richtung Norden unterwegs, die erste davon ist im Mai 2013 gestartet,
und zwei sind im September 2013 Richtung Süden an den Start gegangen“,
erklärt Klados. „Und sie haben gute Arbeit geleistet“, fügt er hinzu.
Zwei der TBM werden auf ihrem Weg den Übergang von Kalkstein zur Kenny
Hill Formation queren. „Für die verbleibende Haltung werden sie in den
EPB-Modus mit Trockenförderung wechseln“, erklärt Lorenz Nummsen, Local
Herrenknecht Manager vor Ort. Die Arbeiten werden nur ein paar Tage
dauern, da Variable-Density-Maschinen für eine schnelle Umstellung
ausgelegt sind.
09.01.2014: Der weltweit erste Durchbruch mit einer Variable-Density-TBM in der Hauptstadt von Malaysia.
________________ Die erste Maschine ist nach Norden unterwegs. In der Zwischenzeit hat die zweite TBM ihren Vortrieb vom Bahnhof Cochrane kommend Anfang Januar ohne ernsthafte Pannen bewältigt. Der Durchbruch wurde am 9. Januar öffentlich gefeiert. „Beide Maschinen haben gute Leistungen erzielt“, sagt Klados, „im Durchschnitt 7 bis 8 Tübbingringe am Tag und an guten Tagen sogar 11. Da die Tübbinge 1,4 Meter breit sind, macht das ca. 12 Meter am Tag!“
„Wir verwenden einen universellen Tübbingring aus 7 Segmenten mit einem halben Schlussstein und, das erste Mal in Malaysia, Stahlfaserbewehrung“, verrät uns Klados. Die Tübbinge werden mit Präzisionsschalungen von Herrenknecht Formwork von Zulieferern außerhalb Kuala Lumpurs hergestellt.
Sie werden mit einem Kran zu den Maschinen am Aushub am Bahnhof Cochrane gebracht und dann mit gummibereiften Tübbingfahrzeugen von Techni-Métal Systèmes Frankreich durch den Tunnel befördert. Die Fahrzeuge sind ebenfalls im Lieferumfang von Herrenknecht enthalten, da Herrenknecht das Unternehmen vor zwei Jahren erworben hat.
7 bis 8 Tübbingringe werden im Durchschnitt pro Tag verbaut – das sichert einen reibungslosen Tunnelvortrieb.
Adrian Greeman, Journalist und Fotograf, berichtet seit über 30 Jahren über interessante Bauprojekte. Anfang 2014 reiste er für Herrenknecht nach Kuala Lumpur und begleitete vor Ort den weltweit ersten Durchbruch einer Variable-Density-TBM.
„Ich bin Ingenieur und nicht Verkäufer, aber das ist die Technologie der Zukunft.“
Lorenz Nummsen, Senior Technical Manager Herrenknecht Services Malaysia
________________ Das Team des
Auftragnehmers ist begeistert von der Leistung der Maschinen, die die
potentiellen Probleme auf Grund der Hohlräume im Karstgestein bisher
problemlos bewältigt haben. Nun drücken die Mitarbeiter des Teams die
Daumen, dass der Erfolg anhält und die Ausrüstung und die erworbenen
Erfahrungen ihnen für die nächsten Bauabschnitte der U-Bahn nützen
werden. Voraussetzung ist natürlich, dass sich die malaysische Regierung
entschließt, das Projekt fortzusetzen.
Für Herrenknechts
Vertreter vor Ort hat der bisherige Fortschritt das neue Maschinendesign
längst gerechtfertigt, vor allen Dingen bei verkarsteten Baugründen, die
es ja in vielen Ländern gibt. „Hören Sie, ich bin Ingenieur und nicht
Verkäufer, aber das ist die Technologie der Zukunft, und nicht nur für
Kalksteinzonen“, sagt Lorenz Nummsen. „Das Konzept ist ideal für
vielerlei Arten von Mischböden.“
Wenn der Bau der nächsten
beiden U-Bahnlinien beschlossen wird, besteht die Chance, dass die TBM
weiter in Kuala Lumpur zum Einsatz kommen. MMC-Gamuda möchte sich wieder
an einer Ausschreibung beteiligen. Das Unternehmen geht davon aus, dass
es auf Grund seiner Expertise und den nahezu neuen TBM, die nach
abgeschlossenem Arbeitseinsatz für einen neuen Auftrag zur Verfügung
stehen würden, gute Chancen hat.
Tunnelbauexperten
im Interview.
Journalist Adrian Greeman reiste nach Kuala Lumpur, um mit Beteiligten über Details des MRT-Projekts zu sprechen.
Einzigartig und in nahezu allen Baugründen einsetzbar.
Lernen Sie die technischen Details
der „Allround-TBM“ kennen.
Durchbruch beim Hallandsåstunnel.
Erfahren Sie Details über die Fortschritte bei einem der anspruchsvollsten Tunnelbauprojekte – Schritt für Schritt zum endgültigen Durchbruch in Schweden.
Der Weg zur Allround-Tunnelbohrmaschine.
Klassische Vortriebsschilde können bei besonders heterogenen Geologien entlang einer Tunneltrasse an technische oder wirtschaftliche Grenzen stoßen. Daher beginnen Herrenknecht-Ingenieure bereits in den 80er Jahren, bewährte Vortriebsprinzipien zu modifizieren und zu kombinieren, um neue Lösungen für die weltweit schwierigsten Tunnelprojekte zu entwickeln.
Unsere Zeitleiste zeigt die wichtigsten Meilensteine auf diesem Weg zur „Allround-Tunnelbohrmaschine“ – von 1984 bis heute.
Der Anfang – die Entwicklung des Mixschild-Prinzips
Für das Projekt HERA in Hamburg entwickelt Herrenknecht in Zusammenarbeit mit Wayss & Freytag den ersten Mixschild. Das Besondere: ein mittenfreier Antrieb mit schwimmender Lagerung des Schneidrads. Durch den erstmaligen Einsatz dieser Neuheit ebnen die Schwanauer Ingenieure den Weg für künftige umbaubare Maschinen.
Weiterentwicklung des Mixschild-Prinzips am Grauholztunnel
Die weltweit erste Multi-Mode-TBM misst bereits rekordverdächtige 11,6 Meter. Doch nicht nur ihre Größe beeindruckt: Neben dem Slurry-Betrieb mit aktiver Ortsbruststützung gegen anstehenden Grundwasserdruck beherrscht die Maschine auch den Vortrieb als offene Hartgesteinsmaschine mit Bandförderung. Der Umbau von einem zum anderen Betriebsmodus wird in nur 24 Stunden realisiert.
Innovationen aus Deutschland für Deutschland
Die Trasse des Duisburger Ruhrtunnels ist durch Grundwasser mit Sanden und Schluffen gekennzeichnet. Sie beinhaltet jedoch streckenweise auch extrem bindigen Ton, der zu Verklebungen und hohem Verschleiß neigt. Ursprünglich war ein Umbau von Slurry- auf EPB Modus in einem Zwischenschacht vorgesehen. Dank eines modifizierten Schneidrads sowie eines hochentwickelten, integrierten Spülsystems, das Verklebungen insbesondere im Zentrum effektiv verhindert, kann der Mixschild aber auch die EPB-Strecke erfolgreich im Slurry-Modus auffahren – der Umbau entfällt.
Grenzen erweitern
Beim Botlekspoortunnel in Rotterdam kommt trotz typischer Mixschild-Geologie und einem Grundwasserdruck von bis zu 3,8 Bar ein EPB-Schild zur Anwendung. Eine Dickstoffpumpe dichtet das gesamte System am Ende der Förderschnecke ab. Dadurch kann der erforderliche Stützdruck aufrechterhalten werden. Eine nachgeschaltete Slurryfier-Box, eine weitere Neuentwicklung von Herrenknecht, verbindet den Auslass der Schnecke mit einem hydraulischen Spülkreislauf, wodurch der EPB-Schild im Slurry-Modus arbeiten kann.
Maximale Flexibilität beim SOCATOP-Tunnel
In Paris müssen schwankende Überdeckungen und heterogener Baugrund mit hohen Gefällestrecken gemeistert werden. Die Lösung: ein Mixschild, der im Tunnel auf den EPB-Modus umgerüstet und auch im offenen oder halb-offenen Modus betrieben werden kann. Schild und Nachläufer sind mit spezifischen Ausrüstungen für alle vier Betriebsarten ausgestattet und Förderschnecke sowie Steinbrecher variabel verschiebbar. Ein speziell designtes „Allround-Schneidrad“ passt ohne Modifikationen problemlos für alle Modi.
Aus groß mach klein
Jungfernfahrt unter der Löwenstadt: In Singapur kommt zum ersten Mal eine Multi-Mode-TBM im kleineren Durchmesserbereich zum Einsatz. Der EPB-Schild (Ø 2,8 m) kann bei gröberen und stark wasserhaltigen, instabilen Bodenbeschaffenheiten mit Hilfe einer Slurryfier-Box hinter der Schnecke auf den Slurry-Modus umgerüstet werden. Das aus dem Großdurchmesserbereich adaptierte System bewährt sich sowohl in Singapur als auch bei einem Folgeprojekt unter dem indischen Fluss Godavari.
Premiere auf dem amerikanischen Kontinent
Sechs Multi-Mode-TBM fräsen sich beim Metrobau durch Venezuelas Hauptstadt Caracas. Es sind die ersten Maschinen, die zwischen offenem Hartgesteinsmodus und erddruckgestütztem Vortrieb wechseln können. Innerhalb einer Arbeitsschicht sind die Maschinen im Tunnel umbaubar. Für den Vortrieb im offenen Modus kann die Förderschnecke entfernt und ein rückziehbarer Förderbandtrichter (Muckring) mit Förderband im Zentrum installiert werden.
Spitzen-Teamwork beim Hallandsåstunnel
Die härtesten Herausforderungen brauchen die smartesten Lösungen: Für die extreme Geologie (instabile, abrasive Formationen, hoher Wasserdruck und -zufluss, Gesteinsfestigkeiten bis 250 MPa) beim Prestigeprojekt Hallandsåstunnel in Schweden designt Herrenknecht eine Multi-Mode-TBM für Vortrieb in offenem oder flüssigkeitsgestütztem Modus. Nach acht Jahren unnachgiebigen Vortriebs wird 2013 einer der weltweit komplexesten Tunnelbauten erfolgreich fertiggestellt. (Bildergalerie)
Klare Verhältnisse ermöglichen klare Lösungen
Klar unterteilbare Geologieabschnitte kennzeichnen den Finnetunnel in Deutschland: Die 1,5 km lange Finnestörung zu Beginn der Trasse muss von einem Mixschild durchbohrt werden, die restliche Strecke von rund 5,5 km im offenen Hartgesteinsmodus. Nachdem die erste TBM die Störzone durchquert hat, werden die Slurry-Komponenten demontiert und zum kostensparenden Wiedereinsatz in der zweiten, später gestarteten Maschine eingebaut. Ein technisch und wirtschaftlich sinnvolles Konzept, das am Ende perfekt aufgeht.
Las Vegas – Arbeiten unter Hochdruck
Die Hightech-TBM für den Lake Mead Intake No. 3 (Ø 7,2 m) kann im offenen Hartgesteinsmodus und im Mixschild-Modus arbeiten – unter einem enormen Wasserdruck von bis zu 17 Bar. Auch deshalb wünscht der Kunde ein sicheres Schnellverschlusssystem. Realisiert wird ein spezieller offener Modus mit einer rückziehbaren, zentralen Förderschnecke. Durch Schließen des Abwurfschiebers kann die Abbaukammer innerhalb weniger Sekunden schnell und sicher vom rückwärtigen unter atmosphärischem Druck stehenden Tunnelbereich isoliert werden.
Olympiareifer Vortrieb in Rio
Die Zuckerhut-Metropole macht sich fit für die Zukunft und die Olympischen Sommerspiele 2016. Dafür ist auch ein Herrenknecht-Multitalent im Untergrund am Start. Die Multi-Mode-TBM muss sich am Start- und Zielportal durch harten Gneis kämpfen – das macht sie im offenen Hartgesteinsmodus mit Förderbandaustrag. Die restliche Strecke durch Sand wird im geschlossenen EPB-Modus mit Förderschnecke erledigt. Zwei unterschiedliche Disziplinen, die die TBM meisterlich beherrscht.
Tunneldurchschlag im Sunshine State
Einmalige Geologie, einmalige Lösung: große Teile der Tunneltrasse unter dem größten Kreuzfahrthafen der Welt in Miami bestehen aus stark porösem Key-Largo-Kalkstein, der unter hohem Wasserdruck steht. Herrenknecht entwickelt zusammen mit dem Kunden ein smartes TBM-Konzept: eine Förderschnecke mit Slurryfier-Box und integriertem Steinbrecher fördert die Wasser-Boden-Mischung aus der Abbaukammer, ein Slurry-Kreislauf transportiert sie aus dem Tunnel. Geologie und Wasserdruck können somit sicher beherrscht werden.
Top-Tempo unter den Vogesen
Für eine französische Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke wird der „Tunnel de Saverne“ gebaut. Die eingesetzte Multi-Mode-TBM (Ø 10 m) bewältigt diese Herausforderung ebenfalls mit Highspeed: sowohl im offenen Hartgesteinsmodus als auch im geschlossenen EPB-Modus. Dank teleskopierbarer Förderschnecke und rückziehbarem Muckring müssen beim Wechsel zwischen den Betriebsarten lediglich am Schneidrad Anpassungen vorgenommen werden. Dadurch wird der Vortrieb etliche Monate früher als geplant beendet.
Weltpremiere in Malaysia
Für die Erweiterung der U-Bahn in Kuala Lumpur kommen erstmals sechs neuartige Variable-Density-TBM zum Einsatz – in äußerst anspruchsvollem karstigem Kalkstein. Die Technologie kombiniert die Vorteile von EPB-Schilden und Mixschilden. Ohne größere mechanische Modifikationen kann direkt im Tunnel zwischen vier verschiedenen Vortriebsmodi gewechselt werden. Dies macht die Variable-Density-TBM zur Allround-Vortriebstechnik für Lockergestein aller Art. (Animation)