Das Universitätsklinikum in Göttingen befindet sich in einer Senke, weshalb das hier anfallende Regen- und Abwasser zur Entsorgung mit einer aufwendigen Hebeanlage bergauf gepumpt werden muss. Fallen die Pumpen aus, können Überschwemmungen die Stromversorgung der Klinikgebäude gefährden.
Um eine sichere und störungsfreie Oberflächenwasserentsorgung zu gewährleisten, beginnt 2014 die Planung eines neuen Regenwasserkanals. Enge Raumverhältnisse im verkehrsreichen Innenstadtbereich, stark heterogene geologische Verhältnisse und das Bohren einer anspruchsvollen S-Kurve kennzeichnen das Projekt. Um diese Herausforderungen optimal zu meistern, fällt die Wahl der Baufirma auf Microtunnelling-Technik von Herrenknecht.
Insgesamt drei Tunnelabschnitte werden mit drei unterschiedlichen Herrenknecht-Maschinen für den Bau des neuen Kanals gebohrt. Die erste der drei eingesetzten Maschinen, eine AVN1400TC, startet im August 2014 mit dem kürzesten Bauabschnitt: 200 Meter beträgt die Vortriebslänge. Im Dezember 2014 kommt die zweite Maschine, eine AVND2000AB, zum Einsatz. Mit 650 Metern bohrt sie die längste Teilstrecke. Diese dient mit einem Durchmesser von 2 Metern als Rückstauraum. So kann der Wasserablauf mit einem Drosselbauwerk genau reguliert werden. Kurze Zeit später beginnt im Januar 2015 der letzte und zweitlängste Vortrieb mit einer AVND1800AB. Dank professioneller Planung und präziser Bohrungen werden die Gas-, Wasser-, Strom- und Kanalisationsleitungen inmitten von Göttingen mithilfe mehrerer Kurven umfahren. Auch die Hauptverkehrsadern bleiben dank der grabenlosen Bauweise weitgehend unbeeinträchtigt und Anwohner werden nicht durch Staub und Lärm belastet.
Im Mai 2015 erblickt die letzte Maschine wieder das Licht von Göttingen. Mit dem dritten Durchbruch kann auch der erfolgreiche Abschluss der unterirdischen Bauarbeiten mit den Herrenknecht-Microtunnelling-Maschinen gefeiert werden. Nach nur 9 Monaten, mit einer durchschnittlichen Vortriebsleistung von rund 13 Metern pro Tag und der Verlegung von 400 Vortriebsrohren sind die Bohrungen abgeschlossen. Im neuen Kanal fließt das Regen- und Grundwasser nun dank eines natürlichen Gefälles von mindestens 2 Promille (2 Meter Gefälle pro 1.000 Meter Länge) ohne Pumpen von selbst ab. In 11 bis 13 Metern Tiefe und über 1.210 Meter hinweg wird es zunächst bis zum Anschlusskanal des Güterverkehrszentrums und von dort aus in die Lutter geleitet.