Infolge der intensiven Nutzung des Seehafens von Antwerpen, insbesondere auf dem linken Ufer des Flusses Schelde mit einem jährlichen Umschlag von 7,5 Millionen Containern, wird in diesem Gebiet ein beträchtlicher Zuwachs im Gütertransport per Bahn erwartet. Der Knotenpunkt im Bahnverkehr befindet sich auf dem rechten Ufer (Antwerpen Nord). Sobald das neue Gezeitendock fertiggestellt ist, werden bis zu 100 Güterzüge/Tag zwischen den beiden Flussufern verkehren. Die Verbindung ermöglicht es, dass die Züge pendeln, ohne das Hafengebiet verlassen zu müssen. Darüber hinaus werden die Betriebskosten für die Züge niedriger, da sich die Bahnstrecke zwischen den größeren Orten auf dem linken und rechten Ufer um ungefähr 22 Kilometern verringert.
Das Eisenbahnprojekt „Liefkenshoek Rail Link Project (LHSV)“ ist eines der größten Infrastrukturprojekte, die jemals in Belgien ausgeführt wurden. Die größte Herausforderung beim Bau der beiden parallelen Röhren ist der Vortrieb unter dem Kanaldock. Hier beträgt die Überdeckung nur 1,1 Meter, doch die Durchfahrt für große Schiffe muss jederzeit frei gehalten und daher im Dock ein bestimmter Wasserstand aufrechterhalten werden. Der schluffige Boden wird deshalb im Bereich der Unterquerung durch Mörtel ersetzt und mit einer zwei Meter dicken Stahlbetonplatte bedeckt. Sie dient als Ankerschutz und als zusätzliches Gewicht, um die Durchfahrt der TBM zu ermöglichen.
Zwei im Schildvortrieb herzustellende eingleisige Tunnel mit einer Länge von jeweils 6.000 Metern gilt es aufzufahren. Hierfür starten die beiden Mixschilde S-532 und S-533 im Februar bzw. April 2010 ihre Vortriebe. Mit Wochenbestleistungen von knapp 230 Metern fuhr der Mixschild S-533 nach nur elf Monaten am 16. Mai 2011 in den Zielschacht ein, gefolgt vom Schild S-532, der am 23. Juli 2011 seinen Durchbruch schafft.