Unter dem Namen High Speed Two (HS2) entsteht eine leistungsstarke, kohlenstoffarme Schienenverbindung zwischen Englands Norden und London. Der erste Abschnitt der britischen Hochgeschwindigkeitsstrecke führt zunächst von der Londoner Euston Station nach Birmingham. Von Großbritanniens zweitgrößter Stadt aus gabelt sich die Strecke und wird in Phase 2 der Erweiterung nordwestlich nach Manchester und nordöstlich nach Leeds führen. Mit bis zu 360 Kilometern pro Stunde sollen die Züge in Zukunft auf der Strecke entlang brausen – schneller als ein ICE in Deutschland oder der TGV in Frankreich.
Um diese hohen Geschwindigkeiten zu erreichen, braucht es schnurgerade Strecken und modernste Tunnelbauwerke, die Städte und Ortschaften, Höhenzüge und andere Infrastrukturen unterqueren. Auf der gesamten Strecke sind ungefähr 100 Kilometer Tunnel geplant, auch, um die Schönheit und Artenvielfalt der darüber liegenden Landschaft zu erhalten.
Mit diesem Mammut-Projekt sollen acht von Englands zehn größten Städte an ein leistungsfähiges Schienennetz angeschlossen werden und gleichzeitig Platz im bestehenden Netz schaffen, um mehr Nah- und Regionalverkehr sowie mehr Güterverkehr auf der Schiene zu ermöglichen. Die HS2-Züge werden so gebaut, dass sie mit der bestehenden Eisenbahninfrastruktur kompatibel sind. So können weiterhin Orte bedienen können, die nicht direkt am neuen Hochgeschwindigkeitsnetz liegen, darunter Sheffield, Liverpool, York, Newcastle, Glasgow und Edinburgh.
Herrenknecht liefert zwölf Tunnelbohrmaschinen
Bereits im Bau ist der erste Bauabschnitt mit 50 Kilometern neuer Tunnelstrecke. Für den 16 Kilometer langen Chiltern-Tunnel in der Grafschaft Buckinghamshire liefert Herrenknecht an das bauausführende Joint Venture Align (Bouygues Travaux Publics, Sir Robert McAlpine, VolkerFitzpatrick) zwei projektspezifisch ausgelegte Tunnelbohrmaschinen (Ø 10.240 mm) vom Typ Variable-Density-TBM, die zwei nahezu identische Tunnelröhren parallel zueinander bohren: Florence und Cecilia.
Mit je einem Gewicht von 2.000 Tonnen und einer Länge von 170 Metern gehören beide Maschinen zu den Größten, die jemals in England genutzt wurden. Im Mai beziehungsweise im Juni 2021 nehmen die beiden Hightech-Maschinen den Vortrieb auf, den sie im Februar und März 2024 erfolgreich abschließen.
Die Namen haben die beiden TBM von Schülern aus der Region bekommen: Florence, wurde nach der Krankenschwester Florence Nightingale benannt. Sie war mehrere Jahre in der Grafschaft Buckinghamshire tätig. Cecilia wurde nach der Astronomin und Astrophysikerin Cecilia Payne-Gaposchkin benannt, die in Buckinghamshire auf die Welt kam.
Eine dritte Herrenknecht-TBM (Variable-Density-TBM, Ø 9.950 mm), die unter Long Itchington Wood zwei 1,5 Kilometer langen Tunnel bohrt, schließt den Vortrieb im März 2023 ab. Das hier bauausführende Joint Venture Balfour Beatty VINCI hat für das Baulos Bromford Tunnel (2 x 5,7 Kilometer) zwei weitere Variable-Density-TBM (Ø 8.560 mm) bei Herrenknecht geordert.
Zwei Herrenknecht-EPB-Schilde (Ø 9.820 mm) setzt das SCS Joint Venture (Skanska, Costain, STRABAG) für den Bau des Northolt Tunnel West (2 x 7,9 Kilometer) sowie zwei weitere EPB-Schilde (Ø 9.080 mm) für den Abschnitt Northolt Tunnel East (2 x 5,5 Kilometer) unter West-London ein. Der erste EPB-Schild dieses Quartetts nimmt im September 2022 den Vortrieb auf. Für den 850 Meter langen Atlas Road Logistics Tunnel liefert Herrenknecht an das SCS Joint Venture einen EPB-Schild mit 7.080 Millimeter Durchmesser, dessen Durchbruch die Mineure im Januar 2024 feiern. Für den Bauabschnitt, der den Anschluss von HS2 an den Londoner Bahnhof Euston herstellt, kommen zwei EPB-Schilde mit Durchmessern von 8.500 Millimetern für jeweils rund 7,2 Kilometer lange Tunnel zum Einsatz.
Balfour Beatty VINCI Joint Venture
Fotos mit freundlicher Genehmigung durch HS2 Ltd