Im rheinland-pfälzischen Bacharach ist die Energiewende in vollem Gange. Über 40 Prozent der Energie des Bundeslandes stammen aus erneuerbaren Quellen – ein Teil davon aus der Windkraft am nahegelegenen Hunsrück. Um die grüne Energie effizient verteilen zu können, wurden mit dem innovativen Herrenknecht E-Power Pipe®-Verfahren Kabelschutzrohre verlegt. Diese Rohre verbinden die neue Umspannanlage in der Ortschaft Bacharach mit einem Umspannwerk in Rheinböllen. Der Bau neuer, oberirdischer Hochspannungsleitungen ist damit nicht notwendig. Im laufenden Betrieb nehmen die in den neuen Rohren verlaufenden Erdkabel Strom mit einer Spannung von 110.000 Volt auf.
Das mittlerweile zweite gemeinsame Pilotprojekt mit Netzbetreiber Amprion umfasst insgesamt sechs Haltungen mit einer Länge von jeweils rund 700 Metern. Der Startschuss für die Bohrungen mit einer Überdeckung von etwa zwei Metern fällt im Spätsommer 2018. Der Höhenunterschied vom Start- zum Zielschacht beträgt jeweils 17 Meter und der aufgefahrene Kurvenradius beläuft sich auf 500 Meter. Nach mehrmonatiger Projektlaufzeit erfolgt bei einer der finalen Haltungen der schnellste Einzug eines der Kabelschutzrohre in einer Rekordzeit von nur zwölf Tagen. Die eingesetzte Microtunnelling-Maschine AVNS 350XB wird während des Vortriebs komplett ferngesteuert. Das TUnIS Navigation-Vermessungssystem der Herrenknecht Tochtergesellschaft VMT sorgt für hohe Genauigkeiten bei der Maschinensteuerung. Den letzten Durchbruch vermeldet das Baustellenteam bereits Ende März 2019 und damit deutlich früher als geplant.
Mit E-Power Pipe® hat die Herrenknecht AG ein innovatives Verfahren entwickelt, das allen Anforderungen der grabenlosen Verlegung von Erdkabeln gerecht wird und eine echte wirtschaftliche Alternative zur offenen Verlegung darstellt. Die umweltschonende Technologie arbeitet oberflächennah und platzsparend und nimmt dadurch nur geringen Eingriff in die Landschaft. Kabelschutzrohre kleineren Durchmessers können über zehnmal größere Haltungslängen als beim konventionellen Pilotrohrvortrieb präzise und schnell bei geringen Überdeckungen im Untergrund installiert werden. Erstmals zum Einsatz kam das Verfahren bei einem Pilotprojekt in Borken im Jahr 2017. Die Entwicklung des Verfahrens wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert (BMWi-Forschungsvorhaben IBoTec). Es ist mit dem bauma Innovationspreis 2019 in der Kategorie Maschine sowie dem Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg 2017 ausgezeichnet.
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