Der Brenner Basistunnel entsteht vom Portal Tulfes bei Innsbruck bis nach Fortezza im italienischen Südtirol über eine Länge von insgesamt 64 Kilometern und wird mit seiner Fertigstellung die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt sein. Er bildet das Herzstück des skandinavisch-mediterranen Trans-European Networks (TEN) von Helsinki (Finnland) nach Valletta (Malta).
Im Jahr 2018 überquerten auf der Straße 2,4 Millionen Lkw den Brennerpass. Der Brenner Basistunnel ermöglicht die Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene zum Wohle der Anwohner und der Umwelt. Durch die nahezu horizontal verlaufende Tunnelstrecke entfallen künftig Steigung und Gefälle der bestehenden, über 140 Jahre alten Brennerbahntrasse, die über den 1.371 Meter hohen Brennerpass führt.
Eine Besonderheit des Projektes ist der Erkundungsstollen, der vor den beiden Hauptröhren durch den Fels getrieben wird. Neben der Erkundung der Geologie, beispielsweise hinsichtlich der erwarteten Störzonen, übernimmt der Stollen (mittig 12 Meter unter den beiden Hauptröhren) später im laufenden Betrieb die Aufgabe eines Entwässerungs- und Wartungstunnels.
Für den Erkundungsstollen auf der österreichischen Seite liefert Herrenknecht eine rund 200 Meter lange und 1.800 Tonnen schwere Gripper-TBM mit einem Durchmesser von 7,9 Metern. Nach der Montage in einer 3,5 Kilometer tief im Berg liegenden Kaverne nimmt sie im September 2015 vom österreichischen Ahrental ihren 16,7-Kilometer-Vortrieb in Richtung der italienischen Grenze auf.
Fünf der 19-Zoll-Schneidrollen im Bohrkopf der Gripper-TBM sind mit dem System DCRM (Disc Cutter Rotation Monitoring) ausgestattet, das die Drehbewegung und Temperatur der Schneidrollen überwacht, wodurch die Werkzeugwartungsintervalle optimiert werden können. Zusätzlich liefert ein Kamerasystem Fotos der Ortsbrust auf die Monitore des Steuerstands.
Am Montag, dem 6. Juli 2020, feiern stolze Tunnelbauer am Brenner Basistunnel mit dem Durchbruch des Erkundungsstollens den ersten entscheidenden Meilenstein. Die Gripper-TBM für den nördlichen Abschnitt des Erkundungsstollens durchbricht den Fels zur Zielkaverne nach vorherigen Bestleistungen von bis zu über 61 Metern pro Tag.
Fakten zum Projekt
Demontage von Flavia (Doppelschild-TBM, Ø 10.650 mm) am Herrenknecht-Standort in Schwanau vor dem Transport zum Brenner Basistunnel
Herrenknecht liefert für die Tunnelbaulose südlich des Brenner-Passes drei Maschinen: Für den 14 Kilometer langen Vortrieb der beiden Hauptröhren von Italien aus kommen zwei Großdurchmesser-Doppelschild-TBM (Ø 10.650 mm) zum Einsatz. Eine Doppelschild-TBM kleineren Durchmessers (Ø 6.800 mm) bohrt den südlichen Abschnitt des Erkundungs- und späteren Entwässerungs- und Servicetunnels.
Der kleinere Doppelschild „Serena“ beginnt seinen Vortrieb im Mai 2018 und erreicht zum Jahreswechsel 2021 / 2022 nach 14,1 Kilometern Vortrieb die Losgrenze. Die beiden Großdurchmesser-TBM „Flavia“ und „Virginia“ nehmen im Frühsommer 2019 die Durchörterung des Brenners in Angriff. Mit „Virginia“ erreichen die Mineure eine Bestmarke im maschinellen Tunnelbau: Im März 2021 verkündeten Mineure und Bauherr stolz einem Vortriebswert von 860 Metern in einem Monat und im Juli 2023 das Erreichen der Losgrenze.
Für den maschinellen Ausbruch der beiden von Norden kommenden Hauptröhren erhält Herrenknecht Aufträge für zwei Einfachschild-TBM (Ø 10.250 mm) sowie für zwei Doppelschild-TBM (Ø 10.330 mm).
Ein Highlight des Megaprojektes Brenner Basistunnel ist eine gewaltige Förderbandanlage, die Herrenknecht in Kooperation mit seinem Tochterunternehmen, H+E Logistik GmbH in Bochum, entwickelt und beim Zufahrtstunnel Wolf errichtet hat. Die Förderleistung der Bandanlage ist auf bis zu 5.000 Tonnen Gestein pro Stunde ausgelegt. Gäbe es so ein zentrales Förderbandsystem nicht, müssten stündlich 190 Lkw mit je 26 Tonnen Ladekapazität in den Tunnel hinein- und wieder herausfahren, um den Abraumabtransport und die Umlagerung zu bewältigen. Die gesamte Bandanlage wird von einem zentralen Leitstand aus gesteuert und überwacht.
Neben den acht Tunnelbohrmaschinen und der Bandanlage am Zufahrtstunnel Wolf unterstützen weitere Lieferungen aus dem Herrenknecht Konzern die Brenner-Baustellen: TBM-Navigationssystem TUnIS mit Apps für mobilen Systemzugang, beispielsweise für die Vermesser, von VMT; Sohlsteinschalungen von Herrenknecht Formwork; Vortriebsprofis von Global Tunnelling Experts; Schalungen für die Tübbingproduktion und den Ausbau konventionell vorgetriebener Tunnelabschnitte sowie Handling-Equipment vom Euroform.
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Vortriebslänge | 90 km |
Geologie | Festgestein: Quartz, Schiefer |
Bauherr | Brenner Basistunnel BBT SE |
Auftraggeber | ARGE H33 Tulfes-Pfons (STRABAG AG, Webuild) ARGE H61 Mauls 2–3, BTC S.c.a.r.l. (Astaldi S.p.A., Ghella S.p.A., P.A.C. S.p.A., Cogeis S.p.A.) ARGE H41 Sillschlucht-Pfons ( Implenia Österreich GmbH, Implenia Schweiz AG, Webuild S.p.A, CSC costruzioni SA) |
Maschinendaten | 1x Gripper-TBM: Durchmesser: 7.910 mm Ausbauverfahren: Felssicherung Antriebsleistung: 3.500 kW 1x Doppelschild-TBM: Durchmesser: 6.800 mm Ausbauverfahren: Tübbingausbau Antriebsleistung: 2.800 kW 2x Doppelschild-TBM: Durchmesser: 10.650 mm Ausbauverfahren: Tübbingausbau Antriebsleistung: 4.200 kW 2x Einfachschild-TBM Durchmesser: 10.250 mm Ausbauverfahren: Tübbingsausbau 2x Doppelschild-TBM Durchmesser: 10.330 mm Ausbauverfahren: Tübbingausbau |
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