Nur durch einige Salzsümpfe und Wüstenstreifen von Saudi-Arabien getrennt, ragt die Halbinsel Katar nordwärts in den Persischen Golf hinein, ein schmales Oval von 180 Kilometern Länge und rund 80 Kilometern Breite. Der Wüstenstaat Katar, dessen 11.440 Quadratmeter große Oberfläche überwiegend aus Kies und Steinen besteht, ist mit kaum 100 Millimeter Jahresniederschlag extrem trocken – meistens jedenfalls.
Der meiste Regen fällt von Dezember bis April. Wo der Untergrund bebaut und mit Straßen versiegelt ist, kommt es dann manchmal zu regelrechten Überschwemmungen. Zum Beispiel in der 500.000-Einwohner-Hauptstadt Doha, auf der Ostseite der Halbinsel gelegen. Für kurze Zeit wird das Wasser dann zu einem ernsthaften Problem.
Dieses Problem soll mit unterirdischen Drainagesystemen und Pumpstationen behoben werden. Zur Lösung trägt im Jahr 2008 eine Tunnelbohrmaschine von Herrenknecht bei. Während der ersten Baustufe des "Abu Hamour Southern Outfall Project" bohrt die AVN-Maschine insgesamt 4.250 Meter Tunnel mit einem Durchmesser von 3.625 Millimetern in mehreren Abschnitten. Ziel ist es, Teile des Zentrums und die gesamte Südhälfte von Doha in den Golf zu entwässern.
Die Tunnel dienen als Hauptsammler für ein ganzes Kanalnetz. In der zweiten Baustufe sollen weitere Tunnel aufgefahren werden, die das gesammelte Wasser zu einer küstennahen Pumpstation auf dem Gelände des neuen Doha International Airports leiten. Die Pumpstation ist auf eine Kapazität von 16,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ausgelegt.
Diese zweite Projektphase ist ab 2014 das Einsatzgebiet zweier Herrenknecht-EPB-Schilde. Ihre Vortriebsaufgabe sind jeweils knapp 5 Kilometer lange Abschnitte des Entwässerungssystems. Erstmals wird im Rahmen des Großprojektes der Tunnelausbau mit Tübbingen und nicht im Rohrvortrieb ausgeführt.
Ende Juli 2015 stoßen beide Hightech-Maschinen kurz nacheinander millimetergenau im Zielschacht durch. Die beiden Herrenknecht-Bohrmaschinen benötigen für ihre Tunnelstrecke gerade einmal 12 beziehungsweise 14 Monate. Dabei erzielen sie unter der professionellen Regie des bauausführenden Unternehmens Bestleistungen von bis zu 165 Metern pro Woche. In rund 30 Metern Tiefe erweist sich das EPB-Verfahren als optimale Wahl, um den klebrigen Böden mit hohem Felsanteil in Doha konsequent Herr zu werden. Herrenknecht hatte für den Kunden ein spezielles Schneidraddesign mit großem Öffnungsverhältnis konzipiert - was in einem entsprechend effizienten Materialabbau mündet. Hohe maximale Anpresskräfte sorgen bei beiden Maschinen für Top-Vortriebswerte.