Weltrekord auf ganzer Strecke
Sedrun, Schweiz / Schwanau, Deutschland, 24. März 2011. Stolz und lautstark bejubelten gestern die Mineure den letzten TBM-Durchbruch, nachdem »Heidi« um 12:20 Uhr die letzten Zentimeter Fels aufgeknackt hatte. Mit höchster Präzision erreichten sie mit der Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine S-211 (Gripper-TBM, Durchmesser 9,43 m) auf der 11,1 Kilometer langen Losstrecke von Faido nach Sedrun ihr Ziel. Vertikal betrug die Abweichung nur 3 Millimeter, horizontal eine absolute Punktlandung: 0 Millimeter Abweichung zum Sollwert.
Der gestrige Durchbruch in Sedrun ist ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zur geplanten Inbetriebnahme des Jahrhundertbauwerks im Jahr 2016. Mit dem neuen Gotthard-Basistunnel schafft die Schweiz ein monumentales, verkehrspolitisch wegweisendes Bauwerk. Der 2-mal 57 Kilometer lange Verkehrstunnel durch das Gotthard-Massiv wird nach Fertigstellung der längste der Welt sein. Er lässt Europa auf der Nord-Süd-Achse näher zusammenrücken und verdoppelt im Güterverkehr die Kapazität auf rund 40 Millionen Tonnen pro Jahr.
Nach umfangreichen Revisionsarbeiten und einer Durchmessererweiterung von 8,83 m auf 9,43 m starteten die beiden Hartgestein-Tunnelbohrmaschinen im Juli und Oktober 2007 erneut Richtung Sedrun. Die Piora-Mulde wurde 2008 bzw. 2009 ohne Probleme durchquert. Im Planungsstadium des Gotthard-Tunnels war sie der gefürchteteste Streckenabschnitt, bis sich herausstellte, dass ein Gipshut den unter Druck stehenden zuckerförmigen Dolomit nach unten hin abdichtete. Von März bis Juli 2010 stoppte jedoch in der Weströhre ein Gesteinsniederbruch und die folgenden notwendigen Stabilisierungsmaßnahmen die Bohrarbeiten. Der finale Durchstich in der Oströhre mit der Tunnelbohrmaschine »Sissi« erfolgte bereits am 15. Oktober 2010. Erwartet von zahlreichen Kamerateams, Fotografen und prominenten Gäste fand der Durchbruch mit einer Live-Übertragung und weltweiten Medienberichten rund um den Globus ein überwältigendes Echo.
Die gestrige Durchstichsfeier in der Weströhre fand in wesentlich kleinerem Rahmen statt und richtete sich vor allem an die Mineure und maßgeblichen Projektbeteiligten. Für die Vortriebsmannschaften ende schließlich mit dem zweiten Durchschlag auch die "Ära Gotthard", so Renzo Simoni, Vorsitzender der Geschäftsleitung der AlpTransit Gotthard AG. Die Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine »Heidi« wird in den nächsten Wochen – wie schon seit vergangenem Jahr ihre Schwestermaschine in der Oströhre – demontiert und durch den Tunnel zurücktransportiert werden.