Polens größtes Tunnelbauwerk gemeistert
Danzig / Schwanau 15. Juli 2014. Die beiden neuen, je 1.076 Meter langen Tunnel werden nun für den Straßenverkehr ausgebaut. Sie bilden das Kernstück der rund zehn Kilometer langen Slowacki Route, einer Anbindung des Hafens an den internationalen Flugverkehr sowie an die Transitstrecken in das Innere des Landes. Mit der Inbetriebnahme des Tunnels im kommenden Jahr gewinnt Danzig als Drehscheibe im Warenverkehr zwischen Ost- und Westeuropa damit an zusätzlicher Bedeutung.
Die Gäste aus dem In- und Ausland applaudierten, als sich während einer Feier am 9. Juni der Tunnelbohrer gegen 14:30 Uhr im Zielschacht präsentierte. Unter den Gästen waren die stellvertretende polnische Premierministerin und Ministerin für Entwicklung und Infrastruktur Elżbieta Bieńkowska, der Bürgermeister von Danzig Paweł Adamowicz, Ignacio Botella, General Manager des bauausführenden Unternehmens Obrascon Huarte Lain (OHL), sowie Unternehmensgründer Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht. In ihrer Ansprache erinnerte Ministerin Bieńkowska, Patin der Tunnelbohrmaschine und Initiatorin des Projektes, an die enormen planerischen und baulichen Herausforderungen, die nun erfolgreich gemeistert seien. Bürgermeister Paweł Adamowicz betonte, dass der Tunnel das entscheidende Teilstück der Slowacki Route sei und damit eine sehr leistungsfähige Verkehrsader den Knotenpunkt Danzig enorm aufwerte.
Für den Bau des Tunnels designte und lieferte Herrenknecht eine 90 Meter lange Tunnelbohrmaschine (TBM) vom Typ Mixschild, die mit einem Schilddurchmesser von 12,56 Metern zu den großformatigen Unikaten zählt. Den Auftrag dazu erhielt Herrenknecht vom spanischen Bauunternehmen Obrascon Huarte Lain (OHL), das bereits über 50 Kilometer Eisenbahn-, U-Bahn- und Wassertunnel mit Herrenknecht-Vortriebstechnik hergestellt hat. Kurz nach Vortriebsbeginn im Herbst 2013 würdigte OHL die innovative Bohrmaschine für den Slowacki-Tunnel sowie die langjährige Partnerschaft mit Herrenknecht. „Gerade bei Projekten im Ausland ist es sehr wichtig, einen technologisch innovativen und fortschrittlichen Partner zu haben“ bilanzierte OHL-Präsident Francisco Marín Andrés die Zusammenarbeit bei der Überreichung des Innovationspreises „LIDERA!“ an den Firmengründer Martin Herrenknecht.
Die geologischen Bedingungen bei der Weichsel-Querung in Tiefen zwischen neun und 35 Metern zeigten sich erwartungsgemäß als sehr wechselhaft. Der einwirkende Wasserdruck betrug bis zu vier Bar. An manchen Stellen trennten lediglich sechs Meter Erdreich die TBM von dem Flussbett. Um das Bauwerk im Untergrund möglichst stabil einbauen zu können und es vor Auftrieb zu schützen, wurde die Dicke der Tübbingsteine extra stark ausgelegt. So kamen derartige Tunnelsegmente mit einer Stärke von 60 Zentimetern und einem Gewicht von 18 Tonnen zum Einsatz. Zur Herstellung der Segmente lieferte die Herrenknecht Formwork Technology GmbH vier Satz Schalungen mit einem Innendurchmesser von 11 Metern sowie zusätzliches Equipment wie Vakuumlifter und Wendegerät für ein sicheres und einfaches Handling der tonnenschweren Segmente.
Weiteres Zusatzequipment aus dem Hause Herrenknecht bestand aus einer Separationsanlage, die in dem vorwiegend sandigen Boden hohe Vortriebsgeschwindigkeiten durch eine auf die Tunnelbohrmaschine abgestimmte Trennung des Tunnelaushubs ermöglichte. Das Navigationssystem der TBM lieferte die Herrenknecht-Tochter VMT, die Anfahrkonstruktion sowie das Equipment für den Material- und Personentransport im Tunnel die in Dresden ansässige Herrenknecht-Niederlassung MSD. Spezialisten der Global Tunnelling Experts unterstützten den Kunden durch Service bei der Vor-Ort-Montage der Maschine bis hin zum erfolgreichen Projektabschluss.