Nant de Drance: Maschinen-Trio von Herrenknecht auf Erfolgskurs
Gripper-TBM. Die Marti Tunnelbau AG fuhr zunächst mit einer Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine (Gripper-TBM, Ø 9.450 mm) einen Zugangsstollen zu der auf 1.700 Metern Höhe gelegenen Maschinenkaverne auf. Der Tunnel stellt in der Bauphase und im späteren Betrieb den einzigen wintersicheren Zugang zur Anlage dar. Die Gripper-TBM hatte sich unter Marti-Regie bereits in den Projekten Lötschberg-Basistunnel (2000 – 2003; Schweiz; 10 km Eisenbahntunnel) und San Pedro (2005 – 2006; Spanien; 3 km Eisenbahntunnel) bewährt.
Raise Boring Rig. Zusätzlich zur Gripper-TBM arbeitet in Nant de Drance ein Raise Boring Rig (RBR) von Herrenknecht (siehe Bild 3). Die RBR600VF teuft zwei 424 Meter tiefe, vertikale Druckstollen ab. Sie verbinden den oberen Stausee Vieux Émosson mit der Maschinenkaverne. Die Marti Contractors Ltd. bewältigte die Pilotbohrung (Ø 381 mm) für den ersten Schacht von oben nach unten durch Fels mit Gesteinshärten von bis zu 150 MPa mit Bestleistungen von bis zu 62 Metern am Tag. Die Aufweitungsbohrung (Ø 2.440 mm) wurde am 14. November 2012 in Angriff genommen und nach nur zwei Wochen und Tagesbestleistungen von bis zu 33 Metern erfolgreich abgeschlossen. Für Herbst 2013 ist der Vortrieb (Pilot- und Aufweitungsbohrung) des zweiten Druckschachtes mit der RBR600VF angesetzt.
Shaft Drilling Jumbo. Die dritte Maschine die sich im Projekt derzeit durch das Schweizer Hartgestein beißt, ist der neue Herrenknecht Shaft Drilling Jumbo (Bohrspinne). Nach der Inbetriebnahme im April 2013 arbeitet sich die Östu-Stettin Hoch- und Tiefbau GmbH mit der Maschine nun pro Tag mit jeweils zwei Abschlägen von 2,5 Metern und je 120 Sprenglöchern in die Tiefe. Der Bohr-Jumbo wird die von der RBR abgeteuften Schächte (Ø 2.440 mm) auf einen Durchmesser von acht Metern konventionell aufweiten.
Ab dem Jahr 2017 wird das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance schrittweise in Betrieb genommen. 900 MW stehen dann innerhalb von zwei Minuten bereit, um vor allem auf Spitzennachfragen kurzfristig zu reagieren. Sobald im Netz mehr Strom vorhanden ist, als benötigt wird, fördern Turbinen das Wasser aus dem unteren Stausee Émosson auf 1.930 Metern Höhe in den oberen Stausee Vieux Émosson auf 2.225 Metern. Einen Teil der in Nant de Drance erzeugten Energie wird die Schweizer Eisenbahngesellschaft SBB, die Partnerin im Projekt ist, zur Deckung von Bedarfsspitzen im Bahnnetz abnehmen.