Lothar Späth Award 2018 prämiert drei Leuchtturmprojekte
„Man kann, was man will“. Im Gedenken an das schnörkellose Credo des ehemaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Prof. Dr. h. c. Lothar Späth, an seine Weitsicht und sein Engagement, wurde am Samstagabend in Stuttgart der Lothar-Späth-Award verliehen. Der 2018 erstmals ausgeschriebene Preis ging an drei kooperative Innovationen aus Wirtschaft und Wissenschaft. Vor knapp 300 geladenen Gästen konnten die Preisträger aus Baden-Württemberg und Thüringen die Auszeichnungen mit einem Preisgeld von insgesamt 40.000 Euro für besonders zukunftsorientierte Projekte entgegennehmen.
10. Dezember 2018. Stuttgart, Deutschland. „Lothar Späth war ein Macher, er war pragmatisch und visionär zugleich und immer auf Tuchfühlung mit der Zukunft“, so beschrieb Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, am Samstagabend (08.12.2018), die zukunftsgewandte Vorreiterrolle des ehemaligen Ministerpräsidenten und Vorstandsvorsitzenden der Jenoptik AG. Lothar Späth habe erkannt, dass Innovationen der Schlüssel für die Entwicklung einer Gesellschaft sind und diese aktiv gefördert.
Im Gedenken an seinen Spirit hat sich eine breite Initiative Lothar Späth verbundener Unternehmen, Personen und Institutionen als Förderer und Jury des Lothar-Späth-Awards zusammengeschlossen. Der 2018 erstmals ausgeschriebene Award wurde im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart an drei kooperative Innovationen verliehen.
Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht, Vorstandsvorsitzender der Herrenknecht AG und Initiator des Awards betonte in seiner Laudatio, gerade kleine und mittlere Unternehmen machten Deutschland zu einem wirtschaftlichen Kraftfeld: „Ganz vorne mitspielen. Ein Leuchtturm sein. Das ist keine Frage von groß oder klein, sondern von Haltung und engagiertem Handeln.“
Beim Gewinnerprojekt des ersten Preises spielt die Größe allerdings eine entscheidende Rolle, wenn auch in anderer Hinsicht. Die INERATEC GmbH wurde für ihre dezentrale chemische Reaktortechnologie im Containerformat ausgezeichnet. Gemeinsam mit dem Innovationspartner Karlsruher Institut für Technologie (KIT) schrumpfte das junge Unternehmen das chemische Verfahren zur Herstellung von CO2-neutralem Kohlenwasserstoff, welches bisher in riesigen Chemieparks umgesetzt wurde, auf das Maß eines Standard-Schiffscontainers. Die modularen Anlagen wandeln klimaschädliches CO2 zusammen mit aus Wasser erzeugtem Wasserstoff in synthetische Kohlenwasserstoffe, wie beispielsweise Kraftstoffe (Kerosin, Benzin, Diesel) oder auch Wachse um. „Die mobilen Anlagen im Kleinformat reduzieren klimaschädliche Gase mobil genau dort, wo sie anfallen, und leisten so einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz“, sagte Hans-Jörg Vetter, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Herrenknecht AG und Jurymitglied des Lothar-Späth-Awards in seiner Laudatio.
Der zweite Preisträger nimmt sich die Natur zum Vorbild. Die Nanopta GmbH aus Lonsee wurde mit ihren Innovationspartnern, der Ernst-Abbe-Hochschule Jena und dem Max-Planck-Institut für medizinische Forschung Heidelberg, für die Entwicklung biomimetischer Nanostrukturen für Hochleistungsoptiken ausgezeichnet. Die Augen nachtaktiver Insekten sind so beschaffen, dass sie einfallendes Licht praktisch nicht reflektieren. Die Preisträger haben mit der nanoAR-Technologie ein Verfahren entwickelt, um eine derartige Struktur synthetisch zu erzeugen und auf Oberflächen aufzubringen. Diese winzigen Nanostrukturen entspiegeln optische Bauteile und ermöglichen eine sehr hohe optische Qualität, die wichtig ist für Lasersysteme in der Produktion, für medizinische Diagnose- oder Therapieinstrumente, für optische Sensoren oder für hoch qualitative Fotosysteme. „Es gibt weltweit noch viele Geheimnisse in der Welt, die wir lüften wollen, um die Herausforderungen der Gegenwart zu meistern. Eines davon ist nun gelüftet“, würdigte Jurymitglied und Tochter von Lothar Späth, Dr. Daniela Späth-Zöllner, das ausgezeichnete Projekt.
Mit dem 3. Preis wird die Active Fiber Systems GmbH aus Jena für die Entwicklung eines hochenergetischen Ultrakurzpulslasers der nächsten Generation ausgezeichnet. Innovationspartner sind das Institut für Angewandte Physik der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das Helmholtz-Institut Jena und das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF. Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des KIT und Jurymitglied, erläuterte in seiner Laudatio das enorme Potential des Hochenergielasers: Durch das kohärente Kombinieren ultrakurzer Laserpulse werden bisher unerreichte Leistungswerte erzeugt, die eine Vielzahl von Anwendungen revolutionieren können. „Die Preisträger bringen die Lasertechnologie auf eine neue Stufe“, so Hanselka. Mit der nun möglichen Untersuchung und Erzeugung kleinster Strukturen sind beispielsweise Anwendungsfelder in der Grundlagenforschung zur Licht-Materie-Wechselwirkung, in der Krebstherapie oder in der industriellen Materialbearbeitung vorstellbar.
EU-Kommissar Günther H. Oettinger betonte stellvertretend für die Förderer und die Jury des Lothar-Späth-Awards den Schulterschluss von Unternehmen und Wissenschaftlern für das Gelingen von Innovationen. „Wir leben in einer spannenden Zeit, in einem Wettbewerb der Technologien. Der heutige Abend dient der Zukunft von Baden-Württemberg und Thüringen“. Der ehemalige Bundeskanzler, Dr. h. c. Gerhard Schröder, schlug den Bogen zu Lothar Späth: „Er hatte immer Freude daran, Menschen zusammenzubringen.“ Diese Einstellung spiegeln nun auch die ausgezeichneten Kooperationen von Wirtschaft und Wissenschaft wieder.
Lothar Späth Award | Die Preisträger 2018
1. Preis: Dezentrale chemische Reaktortechnologie im Containerformat
Preisträger: INERATEC GmbH, Karlsruhe, mit den Geschäftsführern Dr.-Ing. Tim Böltken, Philipp Engelkamp und Dr.-Ing. Paolo Piermartini sowie dem Projektleiter Johannes Laubersheimer gemeinsam mit dem Innovationspartner Karlsruher Institut für Technologie, Prof. Dr.-Ing. Peter Pfeifer, Leiter chemische Energiespeicherung am Institut für Mikroverfahrenstechnik
2. Preis: nanoAR – biomimetische Nanostrukturen für Hochleistungsoptiken
Preisträger: Nanopta GmbH, Lonsee, Dr. Klaus Weishaupt (Geschäftsführender Gesellschafter), Dr. Zhaolu Diao (Technischer Direktor) gemeinsam mit den Innovationspartnern Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Prof. Dr. Robert Brunner und dem Max-Planck-Institut für medizinische Forschung Heidelberg, Prof. Dr. Joachim Spatz
3. Preis: Ultrakurzpulslaser der nächsten Generation
Preisträger: Active Fiber Systems GmbH, Jena, Bettina Limpert (CEO), Dr. Tino Eidam (CTO) gemeinsam mit den Innovationspartnern: Institut für Angewandte Physik der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Helmholtz-Institut Jena sowie dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF, Prof. Dr. Andreas Tünnermann
› Günther H. Oettinger, Mitglied der Europäischen Kommission
› Dr. h. c. Gerhard Schröder, Bundeskanzler a.D.
› Rainer Neske, Vorstandsvorsitzender der LBBW
› Hans-Jörg Vetter, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Herrenknecht AG, Vorstandsvorsitzender der Landesbank Baden-Württemberg i.R.
› Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des KIT
› Dr. Stefan Traeger, Vorstandsvorsitzender der Jenoptik AG
› Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Herrenknecht AG
› Dr. Daniela Späth-Zöllner, Tochter von Lothar Späth und Vertreterin der Familie Späth
› Bizerba SE & Co. KG