Herausragende Pionierleistung am Hallandsås-Tunnel
Båstad, Schweden / Schwanau, Deutschland, 23. September 2013. Die Eisenbahnlinie entlang der schwedischen Westküste von Malmö nach Göteborg ist eine der Lebensadern des Personen- und Güterverkehrs des Landes. Bei ihrem Ausbau war bislang der Hallandsås-Höhenzug südlich von Båstad das entscheidende Nadelöhr, da er nur im eingleisigen Betrieb überquert werden konnte. Mehr Kapazitäten soll der doppelröhrige Hallandsås-Tunnel schaffen, der am Mittwoch, dem 4. September 2013, mit dem Durchschlag der Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine im Rohbau fertiggestellt wurde.
Neben Verkehrsministerin Catharina Elmsäter-Svärd und Vertretern der schwedischen Verkehrsbehörde Trafikverket sowie aus lokaler und nationaler Politik feierten Repräsentanten der Baufirmen und zahlreiche Medienvertreter den herausragenden Projekterfolg. "Wir haben heute gezeigt, dass es möglich ist, einen Tunnel in höchster Qualität durch den geologisch komplexen Hallandsås-Höhenzug zu bauen und gleichzeitig die herausfordernden Umweltbestimmungen einzuhalten. Dem kompetenten und engagierten Team gilt unsere Hochachtung für das gemeinsam Erreichte.", sagte Per Rydberg, Projektleiter der schwedischen Verkehrsbehörde, bei der Durchstichszeremonie.
Aufgrund der Geologie nimmt das Vorhaben eine weltweite Spitzenposition unter den baugrundbedingt komplexesten Tunnelbauprojekten ein: Die sehr abrasiven Felsformationen (vorwiegend Gneis und Amphibolit) mit hohen Gesteinsfestigkeiten von bis zu 250 MPa sind größtenteils stark zerklüftet. Gleichzeitig lasten über weite Strecken extreme Grundwasserdrücke von über zehn Bar auf dem Bauwerk. Frühere Tunnelbauversuche scheiterten an dieser Hürde und führten zu strikten Umweltauflagen, die beispielsweise litergenau die Mengen des Grundwassers begrenzen, das beim Tunnelbau zwischen Förslöv und Båstad ablaufen darf.
Für den maschinellen Vortrieb – der als letztes Mittel zur Umsetzung des Projektes übrig blieb – entwickelte und lieferte Herrenknecht für die beiden verbleibenden je rund 5,5 Kilometer langen Abschnitte, der insgesamt 8,7 km langen Hallandsås-Tunnel eine speziell angepasste Tunnelbohrmaschine (TBM). Der Hightech-Koloss (Multi-Mode-TBM, Ø 10.530 mm) wurde darauf ausgelegt, sowohl im geschlossenen Slurry-Modus mit hydraulischer Abraumförderung als auch im offenen Hartgesteinsmodus mit Bandaustrag arbeiten zu können. Fest installierte Bohr- und Injektionswerkzeuge sorgten dafür, dass bei Bedarf der Zufluss von Wasser durch Zementverpressung kontrolliert werden konnte. Das Dichtungssystem der Maschine wurde im Rahmen umfangreicher Versuchsreihen für einen anstehenden Grundwasserdruck von bis zu 13 Bar ausgelegt. Werner Burger, Leiter Konstruktion Großmaschinen bei Herrenknecht: „Das Maschinen-Design für Hallandsås war die Antwort auf die extremen Projektanforderungen und gleichzeitig ein großer technologischer Fortschritt: das Konzept einer Hartgesteinmaschine mit dem Potential, bei Bedarf im Lockergestein und selbst unter hohem Grundwasserdruck sicher und effizient arbeiten zu können. Hallandsås hat entscheidende Weichen für spätere Projekte gestellt.“
Als erster Etappensieg konnte dann im Frühjahr 2008 der Durchbruch in die Kaverne eines konventionell ausgebrochenen Zwischenangriffs gefeiert werden. Bei dieser Gelegenheit wurde der stark in Anspruch genommene Bohrkopf durch ein neues Exemplar mit größeren Schneidrollen (19“ anstelle 17“) ersetzt. Im August 2010 war schließlich der gesamte erste Tunnel erfolgreich fertiggestellt. Für den Vortrieb des zweiten, westlichen Tunnels wurde die Maschine von Grund auf saniert und wiederum mit einem neuen Bohrkopf ausgestattet. Der Herrenknecht Field Service stand der Baustelle tatkräftig mit kompetentem Personal sowie der Versorgung mit Ersatz- und Verschleißteilen zur Seite: bei der Maschinenmontage auf der Baustelle, während des Vortriebs in beiden Tunneln und bei den Umbau- und Sanierungsarbeiten für den zweiten Vortrieb.