Geothermie-Projekt in Polling - Bohrarbeiten erfolgreich abgeschlossen
Anfang September wurden die Arbeiten an den beiden Bohrungen für das Geothermie-Projekt im bayerischen Polling beendet. Die beiden Bohrungen von 3.700 Metern und 4.200 Metern wurden in weniger als sechs Monaten mit einer Tiefbohranlage von Herrenknecht Vertical erstellt.
30.September 2024, Schwanau Deutschland. Die Bohrarbeiten für Bayerns 25. tiefes Geothermie-Projekt in Polling (Landkreis Mühldorf am Inn) starteten im Frühjahr 2024 und erreichten Anfang September das Reservoir mit heißem Wasser in rund 2.600 Metern Tiefe. Menge und Temperatur des Tiefengrundwassers, das im Förderkreislauf wieder ins unterirdische Reservoir zurückgeführt wird, entsprechen den Erwartungen. Mit dem im Erdreich gewonnenen, über 100 Grad Celsius heißen Wasser kann in einer Geothermieanlage mit rund 30 MW thermischer Leistung Fernwärme erzeugt werden.
Die Fernwärme wird zum Beheizen in den Gewächshäusern des regionalen Gemüse- und Früchteanbauers Reichenspurner Hof mit einer Produktionsfläche von über 360.000 m² und in der Gemeinde Polling eingesetzt. Zudem soll ein Teil der nachhaltig erzeugten Energie auch die angedachten Fernwärmenetze in Mühldorf am Inn und Tüßling mitversorgen. Initiator des Geothermie-Projekts ist die Erdwärme Inn GmbH & Co. KG, die Projektentwicklung liegt bei der Geoenergie Bayern Beteiligungen GmbH. Ausführendes Unternehmen für die Tiefbohrungen war die H. Anger's Söhne Bohr- und Brunnenbaugesellschaft mbH. Für die geologischen und geohydrologischen Arbeiten war die RED Energy Drilling, für die bohrtechnischen Planungen und das Projektmanagement die KEMCO GmbH verantwortlich.
Geringer Platzbedarf, hochautomatisiert und begrenzte Geräuschemissionen
Wenn mit heißem Wasser aus der Tiefe thermische Energie für Wärme, Kälte und Strom erzeugt wird, müssen die Transportwege und speziell die für Fernwärme nötigen Leitungen möglichst kurz sein. Aus Effizienzgründen sollten sowohl der Bohrplatz als auch die Geothermieanlage in der Nähe von bebauten Gebieten, deren
Gebäude dann mit der erzeugten Wärme beheizt werden, liegen. Herrenknecht- Tiefbohranlagen setzen Maßstäbe in puncto Aufbauflexibilität und Umweltschutz. Mit ihrem elektrohydraulischen Antrieb und dem automatisierten Handling der Rohre gelten sie als die leisesten Tiefbohranlagen auf dem Markt.
Maschinensteuerung mit künstlicher Intelligenz
Diesen Vorsprung baut Herrenknecht in einem Forschungsprojekt mit der Hochschule Offenburg weiter aus. Maschinendaten und Schallentwicklung werden mit Verfahren der Künstlichen Intelligenz analysiert und für die Steuerung der Tiefbohranlage eingesetzt. Damit wird die Geräuschentwicklung auf der Baustelle minimiert und gleichzeitig die Bohrung technisch effizient und in kürzestmöglicher Bauzeit realisiert.
Langjährige Erfahrung
Tiefbohranlagen von Herrenknecht Vertical wurden bisher bei einem Drittel aller bundesweit realisierten Geothermie-Vorhaben eingesetzt. Im geologisch besonders für Tiefengeothermie geeigneten Oberbayern sind neben dem aktuellen Projekt in Polling schon Projekte in Halsbach, Dürrnhaar, Kirchweidach, Traunreut und Freiham mit Herrenknecht-Tiefbohranlagen durchgeführt worden. Herrenknecht Vertical produziert bereits seit 2005 Tiefbohranlagen am Hauptstandort des Herrenknecht-Konzerns im badischen Schwanau und vertreibt sie weltweit.
PROJEKTDATEN GEOTHERMIE POLLING
- Bauherr: Erdwärme INN GmbH & Co. KG
- Auftraggeber: H. Anger's Söhne – Bohr- und Brunnenbaugesellschaft mbH
- Anwendung: Tiefengeothermie
- Bohrstrecken: 1x 3.700 m & 1x 4.200 m
- Geologie: Malm (Kalkstein, Dolomite)
BOHRTECHNOLOGIE
- Maschinentyp: Innova Rig (TI-418)
- Höhe: 51,8 m
- Kraftdrehkopf: 3.500 kN
- Antriebsleistung: 4.000 kW
- Hebewerksleistung: max. 2.000 kW